„Überraschend, was uns als Kirchengemeinde alles umgibt“- Aufbruch Quartier bei KGR-Klausur

Zur Klausur des Kirchengemeinderats der Friedensgemeinde Heilbronn war als Referent Pfarrer Thorsten Kisser von „Aufbruch Quartier“ eingeladen. Geprägt war das Treffen von strukturellen Veränderungen in der Gesamtkirchengemeinde Heilbronn. Ziel: Das Denken der Ehrenamtlichen Kirchengemeinde-Leitung zwischen kräftezehrenden Debatten um die strukturellen Änderungen innerhalb der Gesamtkirchengemeinde Heilbronn auf das Thema „Diakonisches Handeln in der Nachbarschaft“ zu lenken.

Annette Lehnert berichtet: „Immer weniger Menschen besuchen die Kirche und nehmen ihre Angebote wahr, gleichzeitig zeigt aber auch die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, dass viele Menschen wahrnehmen, dass Kirche tätig ist, indem sie sich beispielsweise für Solidarität und Gerechtigkeit und für Arme, Kranke und Bedürftige einsetzt. Wie kann wieder mehr Begegnung und Miteinander entstehen? Das war die Frage, die uns durch den Vormittag begleitete. Ein Video des Sozialministeriums Baden-Württemberg unter dem Titel „miteinander – füreinander“ lenkte unseren Blick auf unsere Nachbarschaft und auf das Quartier, in dem wir leben. Beim „Miteinander – füreinander“ gerät die Kirche aufgrund ihrer derzeitigen begrenzten finanziellen, personellen und Gebäude-Ressourcen und oft auch aufgrund mangelnder Inspiration an ihre Grenzen. Dabei hat das diakonische Wirken der Kirche im Bewusstsein der Menschen mittlerweile einen höheren Stellenwert als Spiritualität, Gemeinschaft und Glaube. Eine Vernetzung der Kirche mit anderen Milieus scheint unumgänglich.

Von diesen Gedanken ausgehend beschrieben wir das „Quartier Friedensgemeinde“ und waren selbst überrascht von der Vielfalt der Institutionen wie Schulen, Kindertagesstätten, Finanzamt, Polizei, Hauptfriedhof, …, Einkaufsmöglichkeiten, Vereine, Lokale, Sportstätten, Erholungsbereiche, …, die die Wichernkirche und das Friedensgemeindehaus umgeben. Menschen haben den Wunsch nach Begegnung. Im Gegensatz zu früher erfüllt der Kirchenraum diesen Wunsch bei den meisten Menschen heute nicht mehr. Eine Vernetzung kirchlicher Angebote mit außerkirchlichen Aktivitäten ist erforderlich, um Begegnungen zwischen den Menschen zu schaffen und ihre Bedürfnisse in den Blick zu nehmen. Dabei muss auch in Kauf genommen werden, dass aufgrund des demografischen Wandels und aufgrund der Veränderungen in den kirchlichen Strukturen die Begegnungen mit den Pfarrpersonen nicht mehr in der gewünschten Fülle aufrechterhalten werden können.

Aus einer Zusammenstellung dessen, was unsere Friedensgemeinde leistet und wo Defizite vorhanden sind, ergab sich ein Gespräch über das Verständnis von Kirche.
Dieses nicht immer deckungsgleiche Verständnis von Kirche begleitete auch unsere Diskussion über die angedachten Optionen der strukturellen Veränderungen innerhalb der Gesamtkirchengemeinde Heilbronn. Wir führten diese Diskussion nicht nur innerhalb der Sitzung am Freitagabend, sondern auch sehr intensiv im Rahmen des Abschlussgesprächs am Sonntagvormittag nach dem Gottesdienstbesuch in der Ev. Kirche in Löwenstein. Dass auf den Rückgang der Gemeindeglieder und auf den zunehmenden Mangel an Pfarrerinnen und Pfarrern reagiert werden muss, war und ist unstrittig. Um hier den richtigen Weg zu finden, bedarf es intensiver Gespräche und gründlicher Auseinandersetzungen. Der eng gestrickte Zeitrahmen, in dem diese Veränderungen vollzogen werden müssen, ist der Suche nach der für Heilbronn und ihre Gemeindeglieder passenden Option und der dafür notwendigen Diskussionen innerhalb der Gremien nicht dienlich.“

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