Die Idee

Der biblische Auftrag

„Aufbruch Quartier“ zielt auf Richtungsänderung und Perspektivenwechsel. In der Spannung von traditionellen Angeboten und neuen Entwicklungen müssen sich Kirche und ihre Diakonie wieder stärker an den Bedürfnissen ihrer Mitglieder und deren Umfeld orientieren. Es scheint nicht mehr zu genügen, die Türen weit zu öffnen, einladend zu sein. Neben dieser „Komm-Kultur“ geht es darum, eine „Geh-Struktur“ zu entwickeln, sich auf den Weg zu machen. Über bestehende Angebote in Kirchen und Gemeindehäusern – wie beispielsweise Besuchsdienste und Seelsorge – zielt die Blickrichtung des „Neu Aufbrechens“ auf die Räume, in denen die Menschen leben. Sie zielt darauf, in biblischer Tradition immer wieder neu aufzubrechen und gemeinsam das Leben vor Ort, in den Nachbarschaften zu gestalten. Hin zu einer am Gemeinwesen orientierten Kirche, die sich im Nah-Raum der Menschen festmacht, sich an ihren Themen orientiert und sich mit den Bürgerinnen und Bürgern weiterentwickelt.  Das am Gemeinwohl orientierte Handeln ist aus biblischer Sicht keine zusätzliche Aufgabe als Ergänzung zum eigentlichen Auftrag. Sondern Verkündigung und Kommunikation in Wort und Tat. Dabei nimmt die Kirche Menschen in den Blick, die in schwierigen Situationen leben: Kranke, Arme, Schwache, Einsame, Alte, Ausgegrenzte, Geflüchtete. Kirche ist aufgefordert, mitzugestalten, damit Quartiere und Nachbarschaften gute, inklusive Lebensorte für alle sein können. Dabei gilt es, besonders für die Interessen derjenigen einzutreten, die sich schwer tun mit Selbstbestimmung und Selbstvertretung.

Das Projekt will exemplarisch die örtliche Zusammenarbeit von Kirchengemeinden, kirchlichen Einrichtungen und Diensten sowie freien diakonischen Trägern anregen und unterstützten – und so an ausgewählten Orten die Quartiersentwicklung in Städten, Gemeinden und Dörfern voranbringen und Kirche vor Ort neu Bedeutung geben.

Projektziel 1

Warum es wichtig ist, dass sich Kirche und Diakonie jetzt engagieren

Städte und Gemeinden müssen vieles gestalten: Etwa den Ausbau von Kitas, Ganztagsschule- und -betreuung, wohnortnahes Altern und Pflege, Integration zugewanderter Menschen,  Inklusion, etc. Zugleich werden das Dorf, die Stadt oder der einzelne Stadtteil immer wichtiger für das Zusammenleben der Menschen. Je größer die sozialen Unterschiede werden und je mehr die digitale Welt den Alltag der Menschen prägt, desto wichtiger wird der Nahraum als  Begegnungs-, Vertrauens- und Unterstützungsort. Kommunen begegnen mit neuen Wohnquartieren dem fehlenden Wohnraum. Leitbild dabei ist, die Quartiere zu durchmischen, um ein gutes soziales Gleichgewicht zu erreichen. Ziel ist es, Solidarität und Selbsthilfepotenziale zu stärken. Kommunen brauchen hier Kräfte und Institutionen, die für Solidarität eintreten und so „gesellschaftlichen Kitt“ bieten. Im Projekt fassen wir die unterschiedlichen Akteure in die Bereiche Kirchengemeinden, kirchliche Einrichtungen und Dienste sowie Freie Diakonische Träger. Nachfolgend beschreiben wir, was sie zu idealen Quartiers-Partnern macht.

„Aufbruch Quartier“ soll so zu einer Verbesserung der Lebenssituation und zu einem gelingenden Leben der Menschen in den Quartieren beitragen.

Projektziel 2

Kirchengemeinden haben viel zu bieten

Kirchengemeinden sind in vielen Bereichen im Umbruch. Immer noch gibt es aktive Gemeinden mit Ehrenamtlichen und  Pfarrerinnen und Pfarrern, die ein vitales Gemeindeleben gestalten. Manche Gemeinden haben aber Kirchen und Gemeindehäuser, die leer stehen oder wenig genutzt werden. Diese können sie in Quartiersentwicklungen einbringen. Sie haben auch in neu zu entwickelnden Quartieren viel zu bieten. Damit sind sie ein wichtiger Faktor und gestalten mit. Ihre besondere Stärke ist ihre nach wie vor gute Vernetzung. Kirchengemeinden kennen die Menschen und Gestalter im Quartier und haben vielfältige persönliche Kontakte. An vielen Stellen übernehmen Ehrenamtliche wichtig Aufgaben, insbesondere die immer stärker werdende Gruppe der „jungen Alten“. Mit ihrer Orientierung an einer gerechten und solidarischen Gesellschaft sind Kirchengemeinden verlässliche Partner beim Aufbau eines unterstützenden und am Gemeinwohl orientierten Gemeinwesens.

Kirchengemeinden, kirchliche Einrichtungen und Dienste sowie freie diakonische Träger sollen gemeinsam bezüglich Städten und Gemeinden als Partnerinnen und Partner auf Augenhöhe sichtbar und wirksam werden. Sie können so in der Entwicklung von Städten und der dortigen Infrastruktur zu einer bedeutsamen Kraft werden.

Projektziel 3

Diakonische Träger brauchen gute Partner

Diakonische freie Träger bieten professionelle Hilfen beispielsweise für Menschen mit Behinderungen, für Junge Menschen, alte oder auch wohnungslose Menschen. Sie sind oft über viele Jahrzehnte hinweg verlässliche Partner und Gestalter in den Städten und Gemeinden. Mit ihren auf die Bedarfe von Städten und Regionen zugeschnittenen Diensten und Einrichtungen sind sie ein fester Bestandteil der sozialen Infrastruktur. Ihre Angebote verändern sich im Rahmen von Inklusion und Dezentralisierung stark. Dazu brauchen sie gut vernetzte Partner gerade auch aus den Kirchengemeinden und Kirchenbezirken, zum Beispiel wenn es darum geht, kleinere Wohnangebote in den Gemeinden aufzubauen.

Mit dem Projekt soll gezeigt werden, wie Menschen gleichberechtigt beteiligt werden können. Dabei soll den handelnden Personen deutlich werden, wie entscheidend eine teilhabende und offene Grundhaltung für eine gelingende inklusive Quartiersentwicklung ist.

Projektziel 4

Kirchliche Einrichtungen und Dienste als Brückenbauer

Mit ihrer fachlichen Expertise und Beratungskompetenz sind kirchliche Einrichtungen und Dienste – wie beispielsweise die Diakonischen Bezirksstellen – eine Brücke zu Menschen auch in schwierigen Lebenssituationen, die oft zu den Kirchengemeinden vor Ort keine Beziehung haben. Sie wissen, was diese brauchen und in welchen Lebenslagen sie sind. Weil Kirchenbezirke auch größere räumliche Zusammenhänge und übergeordnete Aufgaben der Kirche im Blick haben, sind sie ein wichtiger Partner für gelingende Quartiersentwicklung.

Werke und Dienste wie etwa die Evangelischen Bezirks-Jugendwerke, die Erwachsenen- und Familienbildung oder die Evangelischen Senioren haben sich auf den Weg gemacht, ihre Bildungs-Angebote beispielsweise in Einrichtungen der Erwachsenen- und Familienbildung inklusiv zu gestalten und so für alle Menschen zu öffnen und versteh- und nutzbar zu machen. In Kirchengemeinden und Kirchenbezirken gibt es eine wachsende Zahl von Mitgliedern, die der Gruppe der „jungen Alten“ angehören. Damit wächst das Potential der ehrenamtlich Engagierten, die sich für gemeindliche Initiativen, Netzwerke und Inklusion in den Quartieren und Nachbarschaften interessieren können und diese dann auch mitgestalten. Werke und Dienste in der Landeskirche sollen als attraktive Partner und Multiplikatoren stärker in der Quartiersgestaltung engagieren und diese mit ihren vielfältigen Ressourcen und ihrer guten Vernetzung beflügeln. In der Aus-, Fort- und Weiterbildung ist Inklusion verankert, um sicher zu stellen, dass im Sinne der Bildungs-verantwortung der Landeskirche Bildungsgerechtigkeit, Mitbestimmung, Teilhabe und Beteiligung sowie Wertschätzung und Achtung im Mittelpunkt aller pädagogischen Angebote stehen.

-> Miteinander sind Kirchengemeinden, freie diakonische Träger und kirchliche Einrichtungen und Dienste eine starke zivilgesellschaftliche Kraft in der Quartiersentwicklung von Städten und Gemeinden.

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