Themen

„Sorgendes Miteinander“ für alte und demente Menschen

Der Blick in unsere Kirchen, Gemeinden und Wohnorte zeigt: Die Menschen werden nicht nur älter, sondern ihr Leben ist nicht selten geprägt von Armut, Vereinsamung und an mancher Stelle gar Vernachlässigung. Hier sollte sich eine aufmerksame Gemeinde und eine sensible Kommune schon frühzeitig fragen, was es braucht, um allen Menschen passende Teilhabemöglichkeiten zu bieten und ein abgestimmtes Unterstützungssystem zu entwickeln. Wir fragen uns bei „Aufbruch Quartier“:

  • Was brauchen ältere Menschen in ihrem Alltag?
  • Wie sieht die Versorgung und die hauswirtschaftliche Unterstützung aus?
  • Welche entlastenden Angebote benötigen pflegende Angehörige?

Eine tragfähige lokale Infrastruktur für ein „sorgendes Miteinander“ gibt Menschen die Möglichkeit, in ihrer Gemeinde, an ihrem Ort – mit all ihren Einschränkungen und Bedürfnissen – gut alt zu werden. Für die dazu notwendige Quartiersentwicklung sollten Diakonie- und Sozialstationen, Demenznetzwerke und Nachbarschaftshilfe, Kommunen sowie kirchliche Dienste und Einrichtungen zusammenwirken.
Gute Materialien und gelungene Beispiele:

https://www.netzwerkstelle-demenz.de/praxisbeispiele-materialien/angebote-entwickeln/demenzfreundliche-kommune

https://www.netzwerkstelle-demenz.de/praxisbeispiele-materialien/angebote-entwickeln/entlastung-von-angehoerigen-1

Anregungen für die Gestaltung demenzfreundlicher Kommunen, die auf Partnerschaft und Kooperation – zwischen Kommune, ortsansässigen Vereinen, Institutionen und engagierten Menschen vor Ort setzten:

https://www.aktion-demenz.de/index.php/besser-leben-mit-demenz/schwerpunkte/demenzfreundliche-kommune


Mehr Teilhabe für Migrantinnen und Migranten in unseren Nachbarschaften

Schon immer leben in unseren Nachbarschaften Menschen verschiedener Herkunft. Nicht wenige erleben strukturelle Diskriminierung und machen Ausgrenzungserfahrungen. Kennzeichnend für Quartiersentwicklung ist, dass Vielfalt anerkannt wird. Die Vielfalt der Sprachen, der Herkunft, der Ansichten, der Bedarfe. Wichtig ist, den Blick darauf zu lenken, dass natürlich auch Menschen mit Migrationsgeschichte alt oder pflegebedürftig werden, dass sie eine Behinderung haben oder zu pflegenden Angehörigen werden. Hier braucht es kultursensible Netzwerke, müssen Sozial- und Aufenthaltsrecht zusammengedacht und kirchlich-diakonische Angebote weiterentwickelt werden. Aber auch die vielfältigen Initiativen vor Ort zur Begleitung geflüchteter Menschen in den Kirchengemeinden sind wertvolle Partner im Quartier. Sie weiten den Blick auf Menschen, die Ausgrenzungs-Erfahrungen machen und in Unterstützungssystemen Nachteile erleben.

In den meisten Kirchenbezirken gibt es Beauftragte der kirchlich-diakonischen Flüchtlingsarbeit. Sie geben Impulse und stehen für gemeinsames Handeln und Erleben im Gemeinwesen. Kernauftrag ist die Unterstützung von Kirchengemeinden, die Stärkung von Eigenverantwortung und Vertretung eigener Interessen („Empowerment“). Aber auch die Förderung von Engagement sowie anwaltschaftliche Lobbyarbeit für und mit geflüchteten Menschen. Quartiersarbeit macht sich daran, für die Problemstellungen sozialer Zugangschancen und Teilhabemöglichkeiten zu sensibilisieren und an Lösungen zu arbeiten. Sie kann diese politisch transportieren und als Brückenbauerin Vielfalt in Nachbarschaften erlebbar und gelebtes Evangelium erkennbar machen.

Anlaufstellen im Kirchenbezirk finden Sie hier: https://www.diakonie-wuerttemberg.de/fileadmin/Diakonie/Arbeitsbereiche_Ab/Migranten_Mg/Homepage-Adressen_Kirchl-diakonische_Fluechtlingsarbeitpdf.pdf

Weitere Informationen zum Thema: https://www.diakonie-wuerttemberg.de/abteilungen/migration-und-internationale-diakonie/flucht/kirchlich-diakonische-fluechtlingsarbeit

Beiträge zum Download stammen aus: Kirche im Quartier: Die Praxis. Ein Handbuch von G. Lämmlin/G. Wagner (Hrsg.). Leipzig. 2. Auflage 2021


Junges Engagement im Quartier

Junge Menschen zu ermutigen, sich aktiv und gestaltend in ihrem Lebensraum einzubringen, ist Teil gelingender Quartiersarbeit. Welche Erwartungen und Vorstellungen haben junge Leute für ein gelingendes Zusammenleben? Wie soll die Nachbarschaft Quartier jugendgemäß, inklusiv und solidarisch gestaltet sein? Das Diakonische Werk Württemberg unterstützt dies mit seinem Angebot: „Gestalte Dein Quartier“: Junge Menschen erhalten in Workshops Information, Begleitung und Schulung, damit sei Beteiligungsprozesse mitgestalten, Bedarfe erheben und sich einbringen und mitwirken können.


Hauswirtschaft – für eine gute Versorgung im Quartier

Die demografische Entwicklung und die Vereinzelung von Lebensverhältnissen stellt uns vor die Herausforderung, älter werdende Menschen in ihrem gewohnten Umfeld gut in ihrer Eigenständigkeit zu unterstützen und ihre hauswirtschaftliche Versorgung sicherzustellen. Auch Familien, jüngere Menschen und allein Lebende brauchen bei Not oder Überlastung Unterstützung im Haushalt oder bei der Selbstversorgung. Im Zusammenspiel von Kommune und diakonisch-caritativen Akteuren können hier leistungsfähige und nachhaltige Versorgungsstrukturen vor Ort geschaffen werden. Netzwerkpartner können Diakonie- und Sozialstationen, Nachbarschaftshilfevereine, ambulante Versorgungsdienste und stationäre Pflegeeinrichtungen sein. Die nachfolgend zum Download angebotene Konzeption „Hauswirtschaft im Quartier“ bietet eine Übersicht über Angebote und Formen hauswirtschaftlicher Leistungen im Quartier.


Kirchengemeinden haben viel zu bieten

Kirchengemeinden sind in vielen Bereichen im Umbruch. Immer noch gibt es aktive Gemeinden mit Ehrenamtlichen und  Pfarrerinnen und Pfarrern, die ein vitales Gemeindeleben gestalten. Manche Gemeinden haben aber Kirchen und Gemeindehäuser, die leer stehen oder wenig genutzt werden. Diese können sie in Quartiersentwicklungen einbringen. Sie haben auch in neu zu entwickelnden Quartieren viel zu bieten. Damit sind sie ein wichtiger Faktor und gestalten mit. Ihre besondere Stärke ist ihre nach wie vor gute Vernetzung. Kirchengemeinden kennen die Menschen und Gestalter im Quartier und haben vielfältige persönliche Kontakte. An vielen Stellen übernehmen Ehrenamtliche wichtig Aufgaben, insbesondere die immer stärker werdende Gruppe der „jungen Alten“. Mit ihrer Orientierung an einer gerechten und solidarischen Gesellschaft sind Kirchengemeinden verlässliche Partner beim Aufbau eines unterstützenden und am Gemeinwohl orientierten Gemeinwesens.

Diakonische Träger brauchen gute Partner

Diakonische freie Träger bieten professionelle Hilfen beispielsweise für Menschen mit Behinderungen, für Junge Menschen, alte oder auch wohnungslose Menschen. Sie sind oft über viele Jahrzehnte hinweg verlässliche Partner und Gestalter in den Städten und Gemeinden. Mit ihren auf die Bedarfe von Städten und Regionen zugeschnittenen Diensten und Einrichtungen sind sie ein fester Bestandteil der sozialen Infrastruktur. Ihre Angebote verändern sich im Rahmen von Inklusion und Dezentralisierung stark. Dazu brauchen sie gut vernetzte Partner gerade auch aus den Kirchengemeinden und Kirchenbezirken, zum Beispiel wenn es darum geht, kleinere Wohnangebote in den Gemeinden aufzubauen.

Kirchliche Einrichtungen und Dienste als Brückenbauer

Mit ihrer fachlichen Expertise und Beratungskompetenz sind kirchliche Einrichtungen und Dienste – wie beispielsweise die Diakonischen Bezirksstellen – eine Brücke zu Menschen auch in schwierigen Lebenssituationen, die oft zu den Kirchengemeinden vor Ort keine Beziehung haben. Sie wissen, was diese brauchen und in welchen Lebenslagen sie sind. Weil Kirchenbezirke auch größere räumliche Zusammenhänge und übergeordnete Aufgaben der Kirche im Blick haben, sind sie ein wichtiger Partner für gelingende Quartiersentwicklung.

Werke und Dienste wie etwa die Evangelischen Bezirks-Jugendwerke, die Erwachsenen- und Familienbildung oder die Evangelischen Senioren haben sich auf den Weg gemacht, ihre Bildungsangebote beispielsweise in Einrichtungen der Erwachsenen- und Familienbildung inklusiv zu gestalten und so für alle Menschen zu öffnen und versteh- und nutzbar zu machen. In Kirchengemeinden und Kirchenbezirken gibt es eine wachsende Zahl von Mitgliedern, die der Gruppe der „jungen Alten“ angehören. Damit wächst das Potential der ehrenamtlich Engagierten, die sich für gemeindliche Initiativen, Netzwerke und Inklusion in den Quartieren und Nachbarschaften interessieren können und diese dann auch mitgestalten. Werke und Dienste in der Landeskirche sollen als attraktive Partner und Multiplikatoren stärker in der Quartiersgestaltung engagieren und diese mit ihren vielfältigen Ressourcen und ihrer guten Vernetzung beflügeln. In der Aus-, Fort- und Weiterbildung ist Inklusion verankert, um sicher zu stellen, dass im Sinne der Bildungsverantwortung der Landeskirche Bildungsgerechtigkeit, Mitbestimmung, Teilhabe und Beteiligung sowie Wertschätzung und Achtung im Mittelpunkt aller pädagogischen Angebote stehen.

-> Miteinander sind Kirchengemeinden, freie diakonische Träger und kirchliche Einrichtungen und Dienste eine starke zivilgesellschaftliche Kraft in der Quartiersentwicklung von Städten und Gemeinden

Sie möchten mehr wissen über Hintergründe und Philosophie des Projekts?