Sozialer Raum

Quartier und Nachbarschaft

Der Begriff „Quartier“ steht für einen sozialen Raum, für ein Gemeinwesen oder ein Wohnquartier. Dabei handelt es sich um ein greifbares räumliches Gebiet, aber auch den Begegnungsraum von Menschen. Dies kann ein Stadtteil oder auch ein ganzes Dorf sein. Das Quartier ist Nachbarschaft, Begegnungsraum, Kultur- und Bildungsort – aber auch Wohnumgebung und Versorgung. Dazu gehören Grünflächen, Straßen, Schienen, Wege und Verkehrsgebäude ebenso wie Bildungs-, Sport-, Kultur- und medizinische Einrichtungen und alle Angebote von Dienstleistung und Nahversorgung. Wenn es um Quartiere geht, geht es also auch immer um die Lebensqualität und was dazu gehört, um Chancen und  Perspektiven von Menschen, um ihr Engagement und ihre soziale, kulturelle und wirtschaftliche Teilhabe. Quartiere sind also von sich aus inklusiv ausgerichtet und sind das „Zuhause“ der Menschen.  Siehe hier auch die nachfolgende pdf „Das ist Quartiersorientierung“.  

Sozialraumorientierte Arbeit

Sozialraumorientierte Arbeit ist ein Konzept, das weit über die Einzelfallhilfe oder das Kümmern um Personengruppen hinausgeht. Dies ist auch die fachliche Grundlage des hier beschriebenen Projektes. Dort, wo sich Menschen begegnen, entstehen demnach immer auch soziale Räume. Dabei geht es um die Lebenswelt jedes Einzelnen und um seine sozialen Netzwerke (Ebene der Lebenswelt). Es geht aber auch um sozialstrukturelle Rahmenbedingungen von Räumen und um die Organisationen, die in diesen Räumen wirken (Ebene des Systems). 

Lebenswelt

In der Lebenswelt  sind traditionell Kirchengemeinden sowie, Einrichtungen und Dienste der Diakonie wirksam. Sie orientieren sich daran, was die Menschen brauchen und was sie selbst mitbringen für eine gute Lebensgestaltung. Dazu müssen aber alle Hilfen gut ineinander greifen. Der Blick auf die Netzwerke macht deutlich, wie wichtig es ist, auch das Gemeinwesen im Blick zu haben und dessen Ressourcen zu nutzen. Das gelingt dann gut, wenn sich unterschiedliche Träger und deren Vertreter/innen zusammentun.

System

Beim System geht es darum, sich Quartiere genauer anzuschauen, wie sie sozial-strukturell aufgestellt sind. So genannte Sozialraum-Analysen beschreiben hier, was vorhanden ist und was die Menschen noch brauchen im sozialen Raum. Hier geht es dann in Kommunalpolitik und Verwaltung um die so genannte Sozialraum-Planung und Entwicklung entsprechender Konzepte. Teil des Systems sind Organisationen und Institutionen, die Menschen helfen und unterstützen, also Kirchengemeinden, diakonische Bezirksstellen und Einrichtungen. Aber auch kommunale Einrichtungen wie Sozial- und Jugendamt, Ausländerbehörden oder Arbeitsagenturen.    

Quartiersentwicklung ist nach Ursula Kremer-Preiß keine eigene Theorie, sondern ein Handlungskonzept, das Konzepte wie Sozialraumorientierung, Gemeinwesenarbeit und Caring Community miteinander verbindet. Bei der Sozialraumorientierung geht es darum, kleinräumige Lebensräume so zu gestalten, dass Menschen dort nach ihren Bedarfen und Wünschen gut leben können. Gemeinwesenarbeit will Menschen beteiligen, sie befähigen, ihre Ressourcen einzubringen. Caring Community macht deutlich, dass es eine geteilte Verantwortung braucht, nicht allein der Staat, der Markt oder die Zivilgesellschaft das gelingende Zusammenleben bewerkstelligen können. In der Umsetzung heißt das, zunächst einmal den Nahraum in Augenschein zu nehmen: wer lebt da, welche Ressourcen sind da, aber auch welche Lücken? Dann müssen gemeinsam Nahräume weiterentwickelt werden und Akteure in lokalen Verantwortungsgemeinschaftenan an einen Tisch.

                                      

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