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Dieser Tage ging die Pressemeldung an die Medien raus: Diakonie und Kirche gestalten Nachbarschaft als Lebens- und Begegnungsraum – Projekt „Aufbruch Quartier“ geht bis 2024 vernetzt neue inklusive Wege vor Ort
Mit ihrem Projekt „Aufbruch Quartier“ wollen Diakonie und Evangelische Landeskirche in Württemberg das Wohnumfeld zum Ort der Inklusion und Teilhabe machen. Die Evangelische Landessynode hat dafür mehr als eine Million Euro im Rahmen von mehreren (anteiligen) Stellen zur Verfügung gestellt.
Quartier gewinnt als Lebensraum an Bedeutung
„Die Nachbarschaft, das Quartier, gewinnt als Lebensraum an Bedeutung – auch für die von der Diakonie begleiteten Menschen, die heute seltener in Einrichtungen leben, sondern mitten im Ort“, sagt Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg. Die große Stärke von Kirche und Diakonie sei, dass es bis heute gewachsene Strukturen in Kirchengemeinden und in der Diakonie und Ehrenamtliche vor Ort gibt.
Beratung, Begegnung und Teilhabe an einen Ort bringen: Das Projekt geht bis 2024 neue inklusive Wege. Kirchengemeinden sowie kirchlich-diakonische Einrichtungen, Werke und Dienste sollen sich durch das Projekt gut koordiniert in die Gestaltung von inklusiven Nachbarschaften einbringen. Sie sollen sich dafür einsetzen, dass dort eine umfassende und gleichberechtigte Teilhabe für Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen, für einsame und alte Menschen, aber auch für Alleinerziehende, pflegende Angehörige, Menschen in prekären Verhältnissen sowie mit Migrations- und Fluchterfahrung gelingt.
Interesse an Beratung und Begleitung ist groß
„Das Interesse an Beratung und Begleitung ist groß. In kurzer Zeit haben über 30 kirchlich-diakonische Institutionen ihr Interesse signalisiert“, so Kirchenrätin Eva-Maria Armbruster, Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk Württemberg. Auch Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg seien an der Zusammenarbeit interessiert.
Ein breit aufgestelltes Team aus Kirche und Diakonie wird aktiv, wenn beispielsweise eine Kirchengemeinde Unterstützung braucht bei inklusiver Mitgestaltung der Nachbarschaft. Dabei könnte die Gemeinde zum Beispiel ihr Gemeindehaus zu einem Quartierszentrum entwickeln – mit Begegnungsstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen und einem Mittagstisch für alte, arme oder einsame Menschen. Oder Kirchengemeinden helfen Menschen mit Behinderungen, an das Leben im neuen Wohnort anzudocken. Ehrenamtliche aus der Kirchengemeinde holen sie ab zum Gottesdienst und laden zur Mitgestaltung des Kirchencafés ein. Einmal pro Woche gibt es einen offenen Mittagestisch, zu dem auch Kindergartenkinder und Geflüchtete kommen. Das Projektteam versteht sich als Wegbegleiter und Unterstützer.
Ziel aller Begleitungen und Beratungen vor Ort ist, dass Kirche und Diakonie – Menschen im Quartier durch Vernetzung mit Kommunen, zivilgesellschaftlichen Akteuren und anderen Partnerinnen wirksamer unterstützen können.
Projekt „führt den Aktionsplan „Inklusion leben“ inhaltlich fort
Das Projekt „Aufbruch Quartier“ führt den Aktionsplan „Inklusion leben“ inhaltlich fort und zielt auf eine systematische Weiterentwicklung von Inklusion für Kirche und Diakonie im Quartier. In den Jahren 2016 bis 2020 hat der Aktionsplan über 200 Inklusions-Projekte auf den Weg gebracht. Vielfalt in Kirche und Diakonie wurden erlebbar, bauliche und kommunikative Hürden abgebaut und Haltungen hinterfragt. In diese Entwicklung von Teilhabe aller Menschen hat die Landeskirche im Fonds „Inklusion leben“ 2,1 Millionen Euro ausgeschüttet.
Die Federführung des Projekts „Aufbruch Quartier“ in Zusammenarbeit mit Evangelischen Senioren (LAGES) und Pädagogisch-Theologischem Zentrum (ptz) hat die Diakonie Württemberg.
Zum Hintergrund
Kirchengemeinden sind in vielen Bereichen im Umbruch. Immer noch gibt es aktive Gemeinden mit Ehrenamtlichen und Pfarrerinnen und Pfarrern, die ein vitales Gemeindeleben gestalten. Manche Gemeinden haben aber Kirchen und Gemeindehäuser, die leer stehen oder wenig genutzt werden. Diese können sie in Quartiersentwicklungen einbringen. Sie haben auch in neu zu entwickelnden Quartieren viel zu bieten. Damit sind sie ein wichtiger Faktor und gestalten mit. Ihre besondere Stärke ist ihre nach wie vor gute Vernetzung. Kirchengemeinden kennen die Menschen und Gestalter im Quartier und haben vielfältige persönliche Kontakte. An vielen Stellen übernehmen Ehrenamtliche wichtige Aufgaben, insbesondere die immer stärker werdende Gruppe der „jungen Alten“.
Diakonische freie Träger bieten professionelle Hilfen beispielsweise für Menschen mit Behinderungen, für junge, alte oder auch wohnungslose Menschen. Sie sind oft über viele Jahrzehnte hinweg verlässliche Partner und Gestalter in den Städten und Gemeinden. Mit ihren auf die Bedarfe von Städten und Regionen zugeschnittenen Diensten und Einrichtungen sind sie ein fester Bestandteil der sozialen Infrastruktur. Ihre Angebote verändern sich im Rahmen von Inklusion und Dezentralisierung stark. Dazu brauchen sie gut vernetzte Partner gerade auch aus den Kirchengemeinden und Kirchenbezirken, zum Beispiel wenn es darum geht, kleinere Wohnangebote in den Gemeinden aufzubauen
Mit ihrer fachlichen Expertise und Beratungskompetenz sind kirchliche Einrichtungen und Dienste – wie beispielsweise die Diakonischen Bezirksstellen – eine Brücke zu Menschen auch in schwierigen Lebenssituationen, die oft zu den Kirchengemeinden vor Ort keine Beziehung haben. Sie wissen, was diese brauchen und in welchen Lebenslagen sie sind. Weil Kirchenbezirke auch größere räumliche Zusammenhänge und übergeordnete Aufgaben der Kirche im Blick haben, sind sie ein wichtiger Partner für gelingende Quartiersentwicklung.
Werke und Dienste wie etwa die Evangelischen Bezirks-Jugendwerke, die Erwachsenen- und Familienbildung oder die Evangelischen Senioren haben sich auf den Weg gemacht, ihre Bildungsangebote beispielsweise in Einrichtungen der Erwachsenen- und Familienbildung inklusiv zu gestalten, sie versteh- und nutzbar zu machen und so für alle Menschen zu öffnen . In Kirchengemeinden und Kirchenbezirken gibt es eine wachsende Zahl von Mitgliedern, die der Gruppe der „jungen Alten“ angehören. Damit wächst das Potenzial der ehrenamtlich Engagierten, die sich für gemeindliche Initiativen, Netzwerke und Inklusion in den Quartieren und Nachbarschaften interessieren können und diese dann auch mitgestalten.
Das Diakonische Werk Württemberg
Die Diakonie Württemberg ist die soziale Arbeit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Freikirchen. Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein Dachverband für 1.400 Einrichtungen und Dienste mit fast 50.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.
Bundesweit sind rund 525.000 hauptamtlich Mitarbeitende und etwa 700.000 freiwillig Engagierte in der Diakonie aktiv. Der evangelische Wohlfahrtsverband betreut und unterstützt jährlich mehr als zehn Millionen Menschen in Deutschland.