„Niederschwellig“ ist einer der Schlüssel, wenn es um den Kontakt zwischen Menschen aus mehreren Generationen geht. Wichtig ist, vorhandene Hürden abzubauen, die eigene Lebenswelt zu öffnen und so viel wie möglich gemeinsam zu unternehmen. Wie das gehen kann, darüber haben sich rund 80 Teilnehmende dieser Tage bei einem Fachtag „Generationen im Dialog“ in der frisch umgebauten Johanneskirche in Kornwestheim ausgetauscht. Klar wurde dabei den Haupt- und Ehrenamtlichen aus Kirche und Diakonie: Das Quartier, die Nachbarschaft ist der ideale Ort, sich gegenseitig zu entdecken und zunächst kleine, praktische Aktionen zu starten. Ist erst einmal der Kontakt da, finden sich trotz Altersunterschied viele gemeinsame Themen und Interessen, die Verbindung schaffen. Hinter dem Fachtag stehen die Evangelischen Seniorinnen und Senioren in Württemberg (LAGES) sowie das Projekt „Aufbruch Quartier“ unter Leitung von Julia Bauer und Matthias Ihlein.
„Es geht um ein angstfreies Miteinander der Generationen“, brachte es der Ludwigsburger Dekan Michael Werner auf den Punkt. Gott wohne ja sozusagen mit im Quartier. „Das wird erlebbar durch uns Menschen und unsere Willkommens-Haltung, die wir ins Quartier tragen“. Christen könnten hier einen Beitrag zu leisten, „Menschen in Bewegung zu setzen“, indem sie die Stadtgesellschaft aktiv mitgestalten. „Wir sind viele, wir sind bunt und die Dinge müssen nicht so bleiben, wie sie sind“, machte Werner deutlich.
Die Erwachsenenbildnerin Eva-Maria Antz sprach von einer „hohen Komplexität im Zusammenspiel der Generationen“ und einer deutlichen Veränderung des Verhältnisses: „Die Alten werden mehr und gewinnen so auch immer mehr Einfluss“. Sie machte die unterschiedlichen Zukunftsperspektiven alter und junger Menschen deutlich. Früher noch ein Möglichkeitsraum, „fühlt sich Zukunft heut wie ein Bedrohungsraum an“. Antz wies darauf hin, dass Einsamkeit, die auch nach Ende der Corona-Epedemie noch weit verbreitet sei, auch viele junge Menschen betreffe. Hier ist nach ihrer Ansicht jetzt wichtig, das Miteinander, das „kein Selbstläufer“ sei, zu fördern. „Begegnungen brauchen aber Anlässe, Räume und Plätze“. Solche „sozialen Räume“ könnten dann Kontakt und Kommunikation schaffen. „Bleiben Sie deshalb neugierig aufeinander und auf das Generationenthema“, wandte sich die Referentin an ihr Publikum.
Solche Begegnungen finden nach den Worten von Bildungsreferentin Karin Nell idealerweise in Form von „Mikroprojekten“ statt. Das seien „kleine Interventionen“, mit denen so etwas wie „Akkupunktur-Nadelstiche“ gesetzt würden, die wiederum weitere Aktionen anstoßen könnten. Wicht dafür ist aus ihrer Sicht, „Routinen zu unterbrechen und öfters die Perspektive zu wechseln“.
In Workshops tauschten sie die Teilnehmenden darüber aus, wie Generationen den Glauben weitergeben können, wie Projekte gut gelingen können und wie man Fehler vermeidet und wie gerade im Quartier Generationen unter Mitwirkung von Kirche und Diakonie wieder neu zusammen finden können. Ob die Generationen aber noch im Dialog sind und was es für ein gutes Zusammenleben braucht, war Überschrift des abschließenden fachlichen Austausches. Hier machten Vertreterinnen des Jugendkirchengemeinderats Tailfingen, wie sehr sie der Rückzug der jungen Generationen aus der Kirche beschäftigt, „Wir versuchen jetzt Kirche attraktiv zu machen für Jugendliche und spezielle Angebote zu machen, damit sie bleiben“. Hier sei es wichtig, dass man auch mal unter sich bleibe. Das gilt für die Gerontologin Angela Hantke vom Lehn auch für die andere Seite: „Wir müssen auch zulassen, das manche alte Menschen alleine bleiben wollen und nicht an kirchlichen Angeboten andocken“. Die LAGES-Geschäftsführerin Bettina Hertel griff den Klimawandel als generationen-verbindendes Thema heraus: „Hier können wir alle gut gemeinsam anknüpfen gerade in der aktuellen Krisenzeit“. Gerade ältere Menschen seien hier wichtig, „denn wenn sie erzählen, wie sie selbst durch schwere Zeiten gekommen sind“, ist das gelebte und erlebte Hoffnung“.