„Seit dem Jahresbeginn machen wir uns als Kirchengemeinde auf den Weg: Ausgangspunkt ist, dass die Georgskirche und das Gemeindehaus eine Innenrenovierung benötigen. Unser Ziel ist, dass wir unsere kirchlichen Räume und Strukturen so gestalten, dass sie für möglichst viele Menschen zugänglich und heilsam sind“. Dies berichtet Pfarrer Thorsten Kisser, der neben seiner Tätigkeit als Seelsorger auch als Referent für das Projekt „Aufbruch Quartier“ tätig ist und jetzt hautnah mit dabei ist, wie seine Gemeinde neue Entdeckungen im Quartier, in der Nachbarschaft macht.
„Ende Juni 2022 haben wir mit Dr. Kerstin Renz, Architekturhistorikerin und Studienleiterin an der Evangelischen Akademie Bad Boll – weitere Schritte gemacht“, so Kisser weiter. „Welche Raum-Angebote sind für Gruppen und Veranstaltungen in der Georgskirche denkbar? Vielleicht führt unser Weg zu einem Haus-in-Haus-Modul-System in der Georgskirche. Dadurch könnten wir den Kirchenraum auch werktags intensiver nutzen und Ressourcen schonend beheizen. Angesichts eine kleiner-werdenden Kirchengemeinde und wachsendem ökologischen Bewusstsein wären das Zukunftsschritte. Anstelle unflexibler Kirchenbänke könnten wir mit Outdoor tauglichen Stühlen den Kirchenraum und die Außenanlagen flexibler nutzen.
Wie könnten wir unser Gemeindehaus anderweitig und am Gemeinwohl orientiert nutzen, wenn sich das Gemeindeleben in die Georgskirche verlagert? Visionär wären im Erdgeschoss eine Tagespflege – das macht doch angesichts der demographischen Entwicklung Sinn, entlastet Angehörige vor Ort und spart Fahrwege zu Einrichtungen im Umland. Im Obergeschoss könnte Wohnraum entstehen. Damit wäre unser finanzieller Haushalt angesichts rückläufiger Steuermittel und steigender Unterhaltskosten gestärkt, sodass unser Gemeindeleben weiterhin finanzielle Ressourcen zur Verfügung hat. Gleichzeitig könnte so auch ein kirchlicher Beitrag zum angespannten Mietraummangel aussehen.
Das Gelände um die Georgskirche hat viel Potential: Der Kirchplatz könnte durch (rollbare) Bäume und/oder Kies (und einen Sinnesgarten für die Tagespflege?) sowohl einladend als auch funktional sein. Klimatisch könnte das schwül-warme Luft und Staunässe nach Regengüssen mindern. Vielleicht kommt hierbei auch ein Schritt hin zur Speicherung und gemeinwohl-orientierten Verwendung der Regenwässer und Sonnenflächen von Kirchengebäude und Gemeindehaus? Das schön angelegte Gelände zwischen Georgskirche und Durchgangstraße könnte mit einem Brunnen, Liegestühlen oder Bistro-Bestuhlung und freiem W-Lan/Internet aufgewertet werden.
So könnte eine kleine Oase mit kurzem Weg zum Bäcker entstehen. Menschen könnten sich hier nach Lust und Laune auf einen Cappuccino treffen. Vielleicht würde ein Bauern-Hof-Eisautomat zum Feierabend-Treffpunkt in Oberriexingen werden? Wie entwickelt sich dabei unser (Kirchen-)Gemeinde-Leben? Was passiert, wenn hier neue, dynamische Lebens-Räume entstehen? Ist das „heilsam“ und bringt das Gott und Menschen/Schöpfung zusammen? Wer kommt, bleibt und geht?“
Thorsten Kisser macht deutlich: „Das alles ist noch in den Kinderstiefeln – mehr wilde Träumerei als durchgeplante Strategie“. Dies soll nun erst einmal in Ruhe im Kirchengemeinderat besprochen werden – und dabei vielleicht noch ganz andere Wege entdeckt und sicher auch manches verworfen werden.