Unter der Überschrift „Zukunfts(T)räume gestalten“ haben am Mittwoch, 12. Juli, rund 50 Interessierte aus Kirche, Diakonie, Bauwirtschaft und Zivilgesellschaft eine inspirierende Kreativwerkstatt mit Quartiers-Walk erlebt. Im Rahmen des IBA-Festivals gab es Quartiersentwicklung und genosssenschaftliches Bauen durch das Neue Heim und Partner erfrischend und „hautnah“. Es galt mit Stuttgart-Rot einen Stadtteil mit einmaligen Herausforderungen und Themen zu erleben. Die Teilnehmenden erfuhren, wie mit guter und partizipativer Planung und Beteiligung gute Lösungen für die Menschen entstehen. Das Eintauchen ins Quartier im Reallabor öffnete neue Zugänge für die Entwicklungen vor der eigenen Haustür, was bei vielen der Besucherinnen und Besucherung Begeisterung auslöste.
Zum Beispiel gab es ein lebensgroßes Wohnungsmodell mit verschiebbaren Wänden. Die Teilnehmenden waren begeistert von den Architekturkonzepten, die sie anhand von Modellen kennenlernen konnten. „Ich könnte mir sofort vorstellen, dort zu wohnen“, sagte eine Teilnehmerin. In Stuttgart-Rot sollen sieben genossenschaftliche Gebäude entstehen, die nicht nur Privatwohnungen, sondern auch gemeinschaftlich genutzte Begegnungsorte von Anfang an mit einplanen. „Wo bei kommerziellen Bauprojekten ganz oben die Luxuswohnungen wären, ist hier ein gemeinschaftlicher Garten geplant“, berichtet Wolfram Keppler, Projektleiter von Aufbruch Quartier, mit Blick auf ein Gebäude-Modell im Maßstab 1 zu 33. Auch von den verschiebbaren Wänden der Gemeinschaftsräume ist er begeistert: „Durch verschiebbare Wände können Raumgrößen an verschiedene Bedarfe angepasst werden und insgesamt wird weniger Wohnraum verbraucht“
Nicht nur bei gemeinschaftlich genutzten Flächen lassen sich Wände verschieben. Einige Wohnungen haben eine Art Wintergarten, der sich für die Gemeinschaft öffnen lässt: „So können Privaträume zu Begegnungsräumen werden“, so Keppler weiter.
„Als Kirchen müssen wir unsere Ausgangs-Haltung ändern“
Die Kirchen können aber auch heute noch ein wichtiger Player im Quartier sein, allerdings dabei nicht einfach mehr Ziel und Richtung vorgeben. Die Kirchen sind eben einer von vielen Akteuren – neben anderen Gruppen, Vereinen oder Initiativen. Es ist aber unsere Verantwortung, unsere Räume für das Quartier zur Verfügung zu stellen. Und natürlich personelle Ressourcen. Das Quartier braucht zuerst Begegnungsräume, weil diese gleichsam die Quelle sind für alles, was danach überhaupt passieren kann. Daraus entsteht Gemeinschaft und die gemeinsame Verantwortung für den Sozialraum.
Für die Kirchen bedeutet dies, dass sie ihre Ausgangshaltung ändern müssen. Statt „Was können wir für euch tun…“ muss die Frage lauten: „Was können wir mit euch tun!“ Es geht darum, sich als Partner bei der Lösung von Lebensraumproblemen der Menschen in der Nachbarschaft anzubieten und einzubringen.“
Stellvertretender Pfarrdekan Matthias Haas
Aufbruch Quartier-Kollege Götz Kanzleiter hat das Konzept der „Jokerräume“ besonders beeindruckt. Während einige Bereiche im Bauplan schon als Kindertagesstätte oder Ähnliches eingeplant sind, wird bei anderen Räumen im Vorhinein bewusst noch nicht definiert, was reinkommt. „Die Bewohner des Quartiers können so selbst an der Entwicklung von Ideen für die Jokerräume mitwirken.“
Der Quartiers-Walk führte zu den umgebenden kirchlich-diakonischen Partnern wie der Mobilen Jugendarbeit, dem WohnCafé und der Diakonie Stetten, die beispielsweise die integrativen Wohnprojekte in der näheren Umgebung vorstellten. Außerdem gab es Impulse und Gesprächsrunden von Seiten der evangelischen und katholischen Kirchen in Stuttgart, die verschiedene Blickwinkel auf die Kirche im Quartier warfen. Weitere Informationen finden sich im IBA-Blog