Tafeln im Quartier: wichtiger Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt

Vertreterin und Vertreter von Sozialministerium und Allianz Beteiligung in Baden-Württemberg haben dieser Tage die Tafel im Heilbronner Land besucht und dabei gemeinsam mit Expertinnen und Experten der Diakonie besprochen, wie die Versorgung mit Nahrungsmitteln auch die Quartiersarbeit voran bringt beziehungsweise ein Teil kirchlich diakonischer Quartiersarbeit sein kann. Deutlich wurde, dass Menschen dabei nicht nur Lebensmittel günstig bekommen können, sondern über ehrenamtliche und Profis auch Zugang zu Beratungsangeboten bekommen, die helfen können, soziale Notlagen zu lindern.


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Die Tour begann beim Fahrttafelmobil in Lauffen am Neckar. Hier ermöglichte eine Spende den Kauf eines Lastwagens, mit dem die Nahrungsmittel vor Ort gebracht werden können. Lauffen ist einer von insgesamt 14 Haltestellen des Tafelmobils.

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Die Versorgung durch das Mobil geht von Eppingen im Westen und Wüstenrot im Osten bis Großbottwar im Süden und Möckmühl im Norden des Landes. Das Mobil bringt zu jeder dieser Haltestellen Lebensmittel für rund 110 Haushalte. Jeweils 6-8 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützen den Verkauf vor Ort.

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„Das wichtigste hier bei den Tafeln vor Ort ist, dass man Herzblut mitbringt und miteinander lebt“ macht Marco Schönberger, Leiter der Tafel Heilbronn und Heilbronner Land, deutlich.“ Wir können nur das weitergeben, was wir gespendet bekommen, Lebensmittel zuzukaufen ist nicht erlaubt“, so der Leiter weiter.“ Wir sind deshalb nur Unterstützer und keine Grundversorger“. Schönberger freut sich, dass Beispielsweise in Lauffen auch der Bürgermeister mit im Boot ist und er mit vielen Partner zusammenarbeitet. Denn öffentlich über die Tafeln zu berichten sei ein wichtiges Anliegen. So betont auch Volker Herm von der Tafel Baden-Württemberg zwar wie wichtig ihm ist, die Kundinnen und Kunden während des Einkaufs zu schützen. „Aber verstecken wollen wir uns natürlich auch nicht“. 

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Bei der Tafel im Heilbronner Land stand die Besichtigung und Führung von zentralem Lager und Laden im Vordergrund. Dabei ging es darum, wie Lebensmittel nach der Ankunft im Lager sortiert werden, wie Recycling und Verwertung funktionieren und welche Rolle Ehrenamtliche dabei spielen. Möglich war auch ein kurzer Besuch im angrenzenden Tafelladen, der sehr stark nachgefragt wird. Insgesamt verfügt der Diakonie Kreisverband Heilbronn über vier solcher Läden. Die Tafel Heilbronn war vor 29 Jahren gegründet worden und dabei die zweite Tafel in Baden-Württemberg. Träger der Tafel im Heilbronn Land ist der Kreisdiakonieverband Heilbronn.

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Hier ist man sehr stolz auf die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im Alter zwischen 15 und 90 Jahren. „Alle gehen sehr respektvoll miteinander um“, freut sich Marco Schönberger. Wichtig ist ihm, eine breite Öffentlichkeit herzustellen – angefangen von der Kommunalpolitik über den Lions-Club bis hin zu zahlreichen Schulen, Kirchengemeinden und Ausbildungsbetrieben. „Mir ist wichtig, etwas zu tun“, betont er und berichtet von einem Projekt mit jungen Leuten, „die durch ihre Mitarbeit in der Tafel ihre Ausbildung jetzt wieder stärker wertschätzen“. Aber klar ist auch, dass ohne Partner nichts geht: „für gute Ware brauche ich ein gutes Netzwerk, und das muss gepflegt werden“, so Schönberger weiter.

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Auch Rainer Scheufele, im Diakonischen Werk Württemberg für die fachliche Begleitung der Tafeln zuständig, betont deren Bedeutung für Nachbarschaft und Quartiere: „Wir wollen zeigen, wie gut unsere diakonischen Tafeln in die Zivilgesellschaft vernetzt sind“. Dabei gehe es auch um die „direkte Beziehung zu den Menschen in sozialen Notlagen und die Möglichkeit, sich zu beteiligen“. Scheufele ist sich sicher: „Tafeln sind wichtige Akteure im Quartier“. So betont auch Tina Wenk vom Quartierszentrum Böckingen, dass es für sie am wichtigsten sei, nahe an den Menschen zu sein „und zu wissen, was sie bewegt und ihnen Sorgen macht“. So würden auch in Böckingen die Beratungen mehr werden, zum Beispiel bezüglich Alter oder fehlenden finanziellen Mitteln. „Wir bekommen aus der Bevölkerung oft die Rückmeldung: Ihr seid für uns wie eine zweite Familie“, freut sich Wenk.

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Im Anschluss ging es in einem Hintergrundgespräch um Daten, Zahlen und Fakten und die Angebote der Diakonie für Menschen im Quartier und im Sozialraum. Wichtig war dabei neben Berichten aus der Praxis und der Vorstellung beispielhafter Projekte die gute Vernetzung der Akteure aus Kirche, Diakonie und Land. Dabei ist nach Ansicht der Experten sowohl bei den Tafeln als auch in den Quartierszentren wichtig, dass man beispielsweise bei Suchtproblemen rasch an entsprechende Stellen vermitteln kann, weil man ja selbst die meisten der Probleme nicht lösen könne. „Aber es funktioniert schon gut, dass vielen der Ehrenamtlichen rasch erkennen, wenn ein Kunde ein Problem hat“, so Marco Schönberger. Und ist so nah dran an dem, was Frieder Bretz, Geschäftsführer der Diakonie Heilbronn als gelebtes christliches Menschenbild bezeichnet:“ Wir schaffen Begegnungen auf Augenhöhe, leisten im Kleinen so einen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, auch wenn wir nicht die Welt verändern“.

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Nach Einschätzung von Christine Blankenfeld, Referentin Eingliederungshilfe im Sozialministerium, steckt in der gut mit Hauptamtlichen ausgestatteten Heilbronner Tafel viel Potential, „um weiter gemeinsam in Richtung Quartier weiterzudenken“. Es geht eben nicht nur darum, Lebensmittel zu retten und auszugeben, „sondern es besteht in hohes Vertrauen in die Tafeln und es kommen daher auch schwierige Leute, die sonst niemanden mehr haben“. Für manche seien die Tafeln so auch ein letzter Anker: „Man erreicht Menschen, die nie alleine von sich aus in die Beratung kommen würden, obwohl sie Hilfe brauchen“. Alexandra Schmider vom Referat Quartiersentwicklung im Sozialministerium sieht in den Tafeln eine Art Lotsenfunktion: „Solche Kontaktangebote sollte es überall geben“, machte sie deutlich. Dabei ist der Träger der Tafeln für sie nicht entscheidend, „solange Neutralität und Offenheit gegenüber allen Menschen besteht“.

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