Türen öffnen und offen sein: „So bekomme ich den Fuß ins Quartier“ – Projektdoku Impulse Inklusion 23

Soziale Räume aufschließen und offen halten: Menschen mit Behinderung müssen in der Lage sein, sich aktiv in ihrem Nahraum zu bewegen und diesen mitzugestalten. Es braucht die Fähigkeit, soziale Räume „aufzuschließen“ und langfristig offen zu halten. Gerade in Quartieren und Nachbarschaften müssen Menschen mit Behinderung hier oft den ersten Schritt tun. Sie müssen Schwellen überwinden, „den Fuß in die Quartiers-Tür bekommen“. Sie müssen sich – um beispielsweise in einem Verein mitmachen zu können – gut darstellen und auch überzeugen. Das ist nicht einfach und muss probiert und geübt werden. So wird der „Fuß in der Tür“, zu „Eintrittskarte“ für gesellschaftliche Teilhabe. Davon sind wir im Diakonischen Werk Württemberg überzeugt. Und haben dies an drei verschiedenen Orten umgesetzt.

Rollen übernehmen beim Straßenkunstfestival

Die aktive Übernahme von Rollen beim inklusiven Straßenkunstfestival STRAKU im Herbst 2023 im Heilbronner Neckarbogen musste gut vorbereitet werden: Sie begann mit dem Besuch des großen Festivals mit Straßenkünstlern in Esslingen im Frühjahr.
Dabei sollte auf Wunsch der Evangelischen Stiftung Lichtenstern neben dem notwendigen „Empowerment“ auch die Bedeutung des Ehrenamtes beleuchtet werden. Es wurde eine Atelier-Ecke eingerichtet, die samt ersten Werken beim Festival selbst stolz und selbstbewusst präsentiert wurde.

Erkennen, was der oder die andere braucht

Vor allem die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit stand im Zentrum des Engagements der von der Stiftung Lichtenstern begleiteten Menschen mit Behinderung: „Ehrenamtliche Arbeit erfordert oft Kommunikation und Zusammenarbeit. Dies bietet den Klienten die Chance, ihre verbalen und
nonverbalen Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern. Sie lernen sich auszudrücken und besser auf die Bedürfnisse anderer einzugehen“
, so Anja Grunwald.

Beim STRAKU konnten sie zudem die Rolle von „Experten“ einnehmen. Sie konnten Besuchern den Weg weisen, zeigen wo es etwas zu essen gibt oder Programmhefte verteilen. Vorrangig waren dabei die Entwicklung von Fertigkeiten und eigenen Talenten, die Steigerung des Selbstwertgefühls und die Entwicklung von Empathie und Toleranz.

Selbständig Angebote im Quartier nutzen

In Wendlingen erschlossen Menschen mit Behinderung, die in einer Einrichtung der
BruderhausDiakonie leben, das Quartier über die örtliche Bücherei. Im Vorfeld ging es um diese Fragen: Was ist eine Bücherei? Wie komme ich dort hin? Was sind mögliche Barrieren? Was muss ich dafür können? In der Bücherei selbst ging des nach einer Einführung in leichter Sprache um diese Fähigkeiten und Themen: Nutzungsbedingungen kennenlernen, Fragen zu den passenden Medien stellen, Ausweis beantragen und ausstellen lassen, ein Buch oder einen Film ausleihen.
Fazit: „Dieser Tag hat unsere Menschen ein Stück näher gebracht, selbstständig im
Quartier Fuß zu fassen.“
(Nilgün Baki).

Eine Idee geht hinaus ins Land

Eine landesweite Fortbildung für Bewohnerbeiräte in der Evangelischen Akademie Bad Boll steht für die Verbreitung der „Fuß ins Quartier-Idee“: Wie gelingt es, beispielsweise über die örtliche Bibliothek, mein Quartier und die Möglichkeiten vor Ort besser zu nutzen? Ein Archivar und eine Bibliothekarin haben rund 60 Teilnehmenden Lust auf Medien aller Art gemacht. Nun werden (hoffentlich!) landauf, landab viele Büchereien von Menschen mit Behinderung entdeckt. „Wir planen mit unseren Bewohnern jetzt einen Besuch vor Ort“, so eine Mitarbeiterin.

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