Viele Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen sind bereits bei der Umsetzung ihrer Projekte im Quartier. Wie beispielsweise die Kirchengemeinde Himmelsleiter in Stuttgart Freiberg. Seit einigen Monaten wird dort vor dem Gemeindehaus ein Mittagessen angeboten. Über das Projekt Aufbruch Quartier ist eine Kooperation mit der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (eva) entstanden, die sich inspirieren lies und jetzt ebenfalls ein Angebot im Quartier plant. Nachmachen ist erlaubt! Hier das Erfolgsrezept der Kirchengemeinde Himmelsleiter: „Seit Februar gibt es die Speisung “ Suppoptimal” im Michelshaus in Stuttgart-Freiberg – und sie entwickelt sich zum Erfolgsrezept. In Freiberg gibt es nun das kleine Glück im Glas: Beim gemeinsamen Projekt „Suppoptimal“ geben die initiierende Bürgerstiftung Stuttgart und die evangelische Gemeinde Himmelsleiter seit Februar immer freitags ein kostenloses warmes Essen für Bedürftige aus – Corona bedingt im Schraubglas.
Während das Projekt an anderen Standorten nur temporär angelegt ist, zeichnet sich allerdings schon jetzt ab, dass das Angebot am Michaelshaus weiterlaufen soll. „Suppoptimal“ als Arbeitstitel lässt unterschiedliche Dinge anklingen: Ist es nun suboptimal, dass es in einem der reichsten Länder der Welt bedürftige und einsame Menschen gibt, für die ein warmes Essen der uneingeschränkte Höhepunkt des Tages ist? Oder geht es bei dem Namen um den wohltuenden Effekt mancher Speisen, die nicht nur sättigen, sondern auch für Geborgenheit sorgen?
In Freiberg kommt jedenfalls nicht nur Suppe ins Glas: Linsen und Knöpfle stehen an diesem Freitag auf dem Speiseplan, oder Klopse mit Kartoffelpüree. Es gehe eben auch darum, Werbung für wertiges Essen zu machen, unterstreicht Projektleiterin Andrea Laux von der Bürgerstiftung. Und es soll Menschen einander näherbringen, wenn auch unter Einhaltung aller Corona Regeln. Das Angebot richtet sich dabei an alle. Weil Bedürftigkeit keine Frage des Geldes ist, wie Pfarrer Jörg-Michael Bohnet von der Himmelsleitergemeinde betont: Auch wer alleine lebt oder von der derzeitigen Situation in seinen Möglichkeiten eingeschränkt sei, sei bedürftig. Und eingeladen sind natürlich auch all diejenigen, die vielleicht noch auf der Suche nach „ihrem“ Ehrenamt sind und unverbindlich Kontakt aufnehmen möchten.
Im Gespräch mit den Helfern zeigt sich dabei schnell, dass die Coronakrise so manchen auch für die Notlagen seiner Mitmenschen zu sensibilisieren scheint: Die Liste derjenigen, die spenden oder sich ehrenamtlich einbringen wollen, sei bereits erfreulich lang, erklärt Pfarrer Bohnet. Und Klaus Felix Müller, der die Idee von „Suppoptimal“ nach Freiberg gebracht hat und das Angebot nun für die Kirchengemeinde organisiert, ergänzt: „Es fällt auf, dass sich auch einbringt, wer selbst eine schwere Zeit durchmacht, wie er etwa in der Gastronomie arbeitet.“
In Freiberg hat man sich für „Suppoptimal“, sogar noch ein paar Extras ausgedacht: Die Bänke vor dem Michaelshaus sind mit Decken gemütlicher gestaltet, und auf einem Extra-Tisch liegen Kleiderspenden bereit, vorrangig Winterjacken für den polaren Wettereinbruch mitten im Frühjahr: „So weiß man sicher, dass die Sachen bei jemandem ankommen, der sich wirklich darüber freut“, lobt Laux. Sie erzählt von den mittels Spenden finanzierten Kaffeegutscheinen, die das Team ab und zu mit ausgibt: „Ich habe dabei einen Mann sagen hören: ´Und jetzt gehen wir noch schön einen Kaffee trinken!‘ Das zeigt wie groß die Wertschätzung ist und wie gut es auch für einen selbst ist, wenn man mal jemand anderes einladen kann.“
Die Bürgerstiftung hat „Suppoptimal“ als temporäres Projekt an gleich mehreren Stellen im Stadtgebiet initiiert, vorrangig, um die Härten des Corona Winters und -Frühjahrs abzumildern. Es zeichne sich aber bereits ab, dass man das Angebot an einigen Standorten weiterführen werde, so Laux. Weil das Angebot vor Ort eine wichtige Lücke füllt oder weil es eine ganz besondere Eigendynamik entwickele, wie eben in Freiberg. Die Bürgerstiftung arbeite bereits daran, die Finanzierung weiterhin gewährleisten zu können. Spenden seien immer willkommen.
Info „SuppOptimal“ kommt freitags von 12 bis circa 14 Uhr ans Freiberger Michaelshaus, Wallensteinstraße 11F. Wer seinerseits helfen möchte, kann unter der Telefonnummer 8 40 1 1 76 Kontakt aufnehmen. Seit Februar gibt es die Speisung „Suppoptimal“ im Michaelshaus – und sie entwickelt sich zum Erfolgsrezept.“
Artikel von Susanne Müller-Baji, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin